Der Zeichenstift war Zeit seines Lebens Gunter Böhmers wichtigstes und bevorzugtes Ausdrucksmittel. Der schnelle Strich, die hingeworfene Linie, die akzentuierende Schraffur erlaubten ihm die unmittelbarste Reaktion auf seine Umgebung und auf sich selbst. Zeichnungen entsprachen Aeusserungen, Kommentaren und Kritiken. Zeichnen war für Böhmer denn nicht in erster Linie vorbereitender und auf ein Ziel (bspw. ein Bild) hin arbeitender Akt, sondern tägliche Suche nach einer auf seine Betroffenheit adäquate Antwort, tägliche Notwendigkeit.

Die Zeichnung setzte Böhmer denn auch favorisiert für seine illustrativen Arbeiten ein. Seit seinem ersten Auftrag – die Neuauflage von Hermann Hesses Jugendroman „Hermann Lauscher“ 1933 – bis zu seinem Tod illustrierte und / oder gestaltete Gunter Böhmer gegen 500 literarische Werke, viele für renommierte Verlage und weltberühmte SchriftstellerInnen, viele auch für zeitgenössische, (über-)regional bedeutende AutorInnen.

Doch nicht nur vom Strich, auch von der Fläche war Gunter Böhmer immer wieder fasziniert. So entstand v.a. in den 30er und 40er Jahren eine Fülle von Oelgemälden und Aquarellen, die viel von der Faszination der durch die südlichen Lichtverhältnisse hervorgebrachte Farbintensität seiner näheren Umgebung ersichtlich machen. Neben Landschaftsdarstellungen gehörten Porträts, Stilleben und Interieurs zu den bevorzugten Themen in Böhmers malerischem Schaffen.

Nach seinem Tod 1986 hat der Zeichner, Maler und Illustrator ein umfangreiches Werk hinterlassen.

Der Tessiner Nachlass besteht aus einer Vielzahl von Zeichnungen und Aquarellen, verfügt über die meisten seiner Oelgemälde und ist im Besitz von Skizzenbüchern sowie vereinzelter Druckgraphiken. Daneben verfügt das Archiv in Gentilino auch über viele der illustrierten und / oder gestalteten Bücher, die Gunter Böhmer Zeit seines künstlerischen Schaffens geschaffen hat.

Der Zeitraum dieses Nachlasses umfasst die gesamte Schaffensperiode (ca. 1925 – 1985), wobei der Schwerpunkt in der Zeitspanne 1930 bis 1950 liegt.