Gunter Böhmer und Maria Geroe-Tobler

Die aus St. Gallen stammende Bildwirkerin Maria Geroe-Tobler (1895–1963) wohnte seit 1926 – abgesehen von teilweise längeren Aufenthalten in Paris, Leipzig und Dessau – im "Roccolo", einem Haus direkt hinter der mitten in Montagnola gelegenen Casa Camuzzi. Am 5. Mai 1933 schrieb sie an ihre Schwester: "Nun ist der Maler Böhmer gekommen, 21 Jahre alt, der für 50 Fr. bei uns gern ein Zimmer gehabt hätte. Jetzt wohnt er im Palazzo [Camuzzi]. Ein bescheidener, kindlicher, wohlerzogener Jüngling, der ganz berauscht ist von diesem schönen Land, morgen geht er zu Hesse" (zit. nach Studer-Geisser 1997, S. 36).

In der Folge trafen sich Maria Geroe-Tobler und Gunter Böhmer oft beim Schriftsteller: "Ich esse jeden Sonntag bei Hesses mit Böhmer, da sitzen wir zu viert am festlichen Tisch ..." (zit. nach Studer-Geisser 1997, S. 38). Neben der Freundschaft zu Hermann Hesse und dessen Frau entwickelte sich auch zwischen den beiden Kunstschaffenden eine enge Verbundenheit, insbesondere nach der Trennung Maria Geroe-Toblers von ihrem Mann, dem ungarischen Schriftsteller und Dramaturgen Marcel Geroe im Jahr 1935. Vor allem die intensiven, engagierten und kritischen Gespräche mit Böhmer unterstützten sie immer wieder bei der Auseinandersetzung mit ihrer künstlerischen Arbeit. Böhmer, der "Mareili" öfters porträtierte, nahm ihr in den folgenden Jahren zudem viel an "äusseren Mühen" ab, damit sie sich neben ihren freien Webarbeiten auch auf Aufträge und Ausstellungen konzentrieren konnte (u.a. die Weltausstellung 1937 in Paris, die Landesausstellung 1939 in Zürich, die Ausstellung "Bildteppiche von Maria Geroe-Tobler" im Kunstmuseum Basel 1945). Die lebenslang anhaltende freundschaftliche Verbindung wurde 1945 auch zu einer familiären, heiratete doch Gunter Böhmer in jenem Jahr Maria Geroe-Toblers Nichte Ursula Bächler.

Zu Leben und Werk von Maria Geroe-Tobler:
Studer-Geisser, Isabella, Maria Geroe-Tobler, 1895–1963. Ein Beitrag zur Schweizer Textilkunst des 20. Jahrhunderts, Diss., St. Gallen: Staatsarchiv und Stiftsarchiv, 1997.
Studer-Geisser, Isabella, "Hermann Hesse und Maria Geroe-Tobler. Eine Künstlerfreundschaft", in: Vernissage, Schweiz, 29 (2003), S. 46–51.

Link:
www.sikart.ch